Auf 1392 Seiten legt Hartmut von Hentig offen, wie er im vergangenen Jahrzehnt gelebt hat – mit Menschen, Büchern, Gedanken, mit Anfeindung, mit Prüfung der Sachverhalte, einer klaren Vorstellung vom „guten Leben“.
Mit diesem Buch setzt Hartmut von Hentig die beiden „Mein Leben – bedacht und bejaht“ überschriebenen Bände seiner Erinnerungen fort, deren Mitteilungen mit dem Jahr 2005 enden. Er wehrt sich schon mit dem Titel „Noch immer Mein Leben“ gegen die Erwartung, es handele sich um eine Stellungnahme zu den gegen ihn im Zusammenhang mit dem Odenwaldschulskandal erhobenen Vorwürfen. Von diesem und diesen ist natürlich auch – und ausführlich – die Rede, aber als von dem Ereignis, das in den zehn vom Buch umfassten Jahren sowohl die weitestreichenden Folgen für ihn hatte als auch das gründlichste Nachdenken von ihm forderte…
Nach Schätzungen einer Studie der Weltgesundheitsorganisation ist fast eine Million Kinder und Jugendliche von sexuellem Missbrauch hierzulande betroffen. Angesichts dieser enormen Dimension hält der Verlag eine Diskussion, die alle Perspektiven unverkürzt und nicht sinnentstellend wahrnimmt, für unumgänglich.
Anliegen ist es, auch in Bezug auf die Tabuthemen „Pädagogik, Pädophilie und Machtmissbrauch“ eine qualifizierte, wissenschaftsgestützte Diskussion – frei von denunziatorischer Kultur – anzuregen. Eine Diskussion, die blinde Flecken und Machtmissbrauch in der Gesellschaft ortet und aktuelle Erkenntnisse der interdisziplinären Forschung einbezieht, die Kinder und Jugendliche wirksamer als bisher schützt und pädophil veranlagten Menschen Lebenshilfe anbietet.