„Wamiki“ heißt unser Magazin. Dass sich hinter dieser lustigen Abkürzung der Verlagsname „Was mit Kindern“ verbirgt, fanden Vertreter zweier Vereine und Medien jüngst heraus, zuckten zusammen und zückten die Edelfedern: Der Name ist verdächtig! Zwar erscheinen in diesem Verlag neben „Wamiki“ allerlei andere pädagogische Produkte, aber das sind wahrscheinlich nur Deckmäntelchen. Nun hat der Verlag sie abgeworfen und präsentiert das neue Buch Hartmut von Hentigs, eines Freundes von Gerold Becker, des Haupttäters im Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule. Was mit Kindern – alles klar.
„Nennt euch schnell um“, rieten Wohlmeinende.
Als wir dem Verlag vor anderthalb Jahren seinen Namen gaben, hatten wir an vieles gedacht, nur nicht an so was. Woran mag das gelegen haben? Vielleicht daran, dass wir für Pädagoginnen und Pädagogen arbeiten, die ihren Beruf schätzen, weil sie gern „was mit Kindern“ machen. Also nicht „was mit Technik“ oder „was mit Medien“. Dass jemand „was mit Kindern hat“, hören wir hingegen kaum. Diese Formulierung kommt uns reichlich verstaubt vor, klingt nach Nachbarschaftsgetuschel in den Fünfzigern, als unsere Großeltern so verschämt wie denunziatorisch fragten: „Herr Lindemann im dritten Stock ist Junggeselle. Der hat doch nicht am Ende was mit Kindern?“
Dass die verklemmte Formulierung heute noch immer in Gebrauch sei, wie einige Scribenten meinen, wundert uns auch deswegen: Sie verharmlost das Problem bodenlos, wenn „Was“ sexuell motivierte Gewalt meint und „mit Kindern“ darauf schließen lässt, die Kinder wirkten dabei mit. Nein, es geht nicht um Menschen, die „was mit Kindern haben“, sondern um „sexuelle Gewalt gegen Kinder“. Nach Schätzungen einer Studie der Weltgesundheitsorganisation ist fast eine Million Kinder von sexuellem Missbrauch hierzulande betroffen. Angesichts dieser enormen Dimension halten wir eine sachliche Diskussion, die alle Perspektiven unverkürzt und nicht sinnentstellend wahrnimmt, für unumgänglich. Unser Anliegen in Bezug auf das Tabuthema „Pädagogik, Machtmissbrauch und Pädophilie“ ist es, eine qualifizierte, wissenschaftsgestützte Diskussion – frei von denunziatorischer Kultur – anzuregen. Eine Diskussion, die blinde Flecken in der Gesellschaft ortet und aktuelle Erkenntnisse der Sexualforschung einbezieht, die Kinder und Jugendliche wirksamer als bisher schützt und pädophil veranlagten Menschen Lebenshilfe anbietet.
Sollten wir über die Formulierung „Was mit Kindern“ nachdenken? Wer sie gebraucht, wenn es um sexuelle Gewalt gegen Kinder geht, dem sei das angeraten.
Sollten wir unseren Verlag umbenennen? Nein.